Mythen und Fakten zum Thema Asyl
Die Caritas zahlt Asylwerber*innen teure Handys!
Fakten: Sei es am Stammtisch oder in Social Media-Kanälen wie Facebook: immer wieder kursieren Gerüchte, dass die Caritas Flüchtlingen Handys oder Handyrechnungen bezahlt. Es sind Geschichten, die zum Beispiel die Freundin einer Tante des Nachbarn gehört haben will. Meistens heißt es, dass der Handyverkäufer kein Geld, sondern nur eine Karte der Caritas vorgelegt bekomme und daraufhin dem Asylwerber ein teures Smartphone aushändige.
An diesen Geschichten ist allerdings kein Funken Wahrheit. Die Caritas bezahlt KEINE Handys oder verteilt Gutscheine für Mobiltelefone – weder für Asylwerber*innen noch für andere Personen. Auch Gesprächsgebühren werden selbstverständlich nicht von der Caritas bezahlt.
Grundsätzlich haben Handys für Flüchtlinge aber eine höhere Priorität als andere Dinge, weil es für sie meist die einzige Möglichkeit ist, den Kontakt zu Familie und Freunden aufrecht zu erhalten. Der Vorteil eines Smartphones ist, dass sie über Skype oder Viber gratis mit ihren Familien telefonieren können. Daher wird das Geld für ein Handy auch manchmal zusammengespart, manche Asylsuchende konnten sich auch Erspartes auf die Reise mitnehmen. Viele hatten auch schon zu Hause ein Smartphone, das sie mitgenommen haben.
Das sind alles nur „Wirtschaftsflüchtlinge“.
Fakten: Die meisten Menschen, die in Österreich derzeit einen Antrag auf internationalen Schutz stellen, kommen aus Afghanistan, Syrien, Somalia und dem Irak. Die „Anerkennungsquote“ (das bedeutet, dass die Menschen bei uns Schutz erhalten, weil sie aus ihrer Heimat vor Verfolgung oder Krieg und Terror flüchten) 2019 lag in Österreich über 40 %, bei Syrer*innen wurden 89 % der Asylanträge positiv beschieden. Die aktuelle Asylstatistik, die auch die Herkunftsländer der Asylsuchenden beinhaltet, ist auf der Homepage des Bundesministeriums für Inneres zu finden: www.bmi.gv.at
Asylwerber*innen wollen sich nicht integrieren und auch nicht Deutsch lernen!
Fakten: Auf Seite der Asylwerber*innen ist die Motivation meist sehr hoch, die sprachliche Hürde zu überwinden, um sich schneller integrieren zu können. Aktuell können Asylwerber*innen Herkunftsländern mit hoher Anerkennungswahrscheinlichkeit in Oberösterreich bereits in der Grundversorgung kostenlose Basis-Deutschkurse absolvieren. Zusätzlich helfen immer noch viele Ehrenamtliche beim Deutsch-Lernen, denn wichtig ist natürlich die Umsetzung im Alltag zu erproben.
Wir wissen aus unserer Betreuung von Flüchtlingen, dass sie auch bereits während dem Asylverfahren nichts lieber täten, als zu arbeiten und ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten wollen. Während dem Verfahren sind aber die Möglichkeiten zur Arbeit sehr eingeschränkt und danach ist es aufgrund der Lage am Arbeitsmarkt und/oder noch fehlender Qualifikationen nicht für alle so rasch möglich Arbeit zu finden. Dennoch beobachten wir, dass das Bemühen um Qualifikation und Arbeit bei den Flüchtlingen in der Regel sehr groß ist. Es fehlt also nicht am Willen, sondern nach wie vor an ausreichenden gezielte Bildungs- und Qualifizierungsangeboten.
Generell ist Integration natürlich ein Prozess, der nicht nur von einer Seite ausgehen kann, sondern auch die Bereitschaft des „Gegenübers“ und gegenseitiges Aufeinander-Zugehen erfordert.
Asylwerber*innen sind alle kriminell!
Fakten: Flüchtlinge, die in Österreich Schutz und Sicherheit für sich und ihre Familien suchen, sind in der Regel nicht bereit, dies durch Straftaten zu gefährden. Wenn einzelne Menschen straffällig werden, so darf das nicht dazu führen, Flüchtlinge generell als „Kriminelle“ vorzuverurteilen. Es wird auch niemand wollen, dass die Österreicher als „kriminelles Volk“ gesehen werden, weil es unter uns Personen gibt, die kriminell sind.
Laut Polizei geschehen übrigens Gewaltdelikte durch Asylwerber*innen in erster Linie im „eigenen Milieu“, also untereinander in den Asylquartieren. Wenn Menschen auf engem Raum miteinander leben müssen, wie das hier der Fall ist, kommt es auch zu Spannungen und Konflikten. Was aber nicht bedeutet, dass wir als Caritas hier jemand in Schutz nehmen – alle Delikte werden von uns angezeigt und die Betreffenden müssen dafür die strafrechtlichen Konsequenzen tragen.
Die Caritas nimmt gewalttätige Flüchtlinge in Schutz und zahlt auch Strafen.
Fakten: Nein, die Caritas verurteilt jegliche Gewalt auf das Schärfste, egal von wem sie verübt wird. Strafbare Handlungen von Bewohner*innen in Caritas-Flüchtlingshäusern und anderen Einrichtungen werden ausnahmslos angezeigt. Die betreffenden Personen müssen ganz klar die vorgesehenen strafrechtlichen Konsequenzen für ihr Handeln tragen. Strafen werden keinesfalls von der Caritas bezahlt.
Flüchtlinge lassen sich auf unsere Kosten die Zähne korrigieren!
Fakten: Asylsuchende sind im Zuge der Grundversorgung zwar krankenversichert, allerdings sind hier nur medizinisch notwendige Leistungen gedeckt. Das heißt, es werden keine medizinischen Sonderausgaben wie optische Zahnkorrekturen oder Gleitsichtbrillen bezahlt.
Die Flüchtlinge kommen nach Österreich, weil sie hier ohne Arbeit einfach Sozialleistungen erhalten.
Fakten: Die meisten kommen nach Europa, weil sie vor Krieg und Verfolgung flüchten. Jene, die der Armut in ihrem Land entfliehen möchten, sie werden gerne abwertend „Wirtschaftsflüchtlinge“ genannt, dürfen ohnehin nicht bleiben. Während des Asylverfahrens erhalten sie die Grundversorgung – haben aber keinen Anspruch auf andere Sozialleistungen. Asyl-Quartiere sind keine Luxus-Herbergen und 6 Euro pro Tag zum Leben kein Vermögen. Wenn entschieden wurde, dass jemand hier bleiben darf, hat die Person Anspruch auf Sozialhilfe (in Oberösterreich wurde die Mindestsicherung in die neue Sozialhilfe umgewandelt), diese ist allerdings an strenge Bedingungen geknüpft - eine davon ist das Bemühen um Arbeit. Und aus der Betreuung von Flüchtlingen in den Einrichtungen der Caritas wissen wir, dass die Menschen auch schon während des Asylverfahrens nichts lieber täten, als zu arbeiten.
Die Caritas gibt Gutscheine für Fitnessstudios und andere Freizeitaktivitäten aus!
Fakten: Es gibt Betriebe, die sich sozial engagieren und die Flüchtlinge zu Freizeitaktivitäten, wie z.B. ins Fitnesscenter, einladen. Die Caritas kauft keine Gutscheine, gespendete Gutscheine werden natürlich weitergegeben. Es gibt für Asylwerber*innen ein Freizeitgeld vom Land OÖ in der Höhe von 10 Euro pro Monat, das aber ausschließlich für Gruppenaktivitäten verwendet werden darf und nicht in bar ausgezahlt wird. Der Besuch in Fitnessstudios ist u.a. ausgenommen.
Wir werden von Flüchtlingen überrannt und werden selbst zu Fremden im eigenen Land.
Fakten: 2015 hat Österreich rund 90.000 Flüchtlinge aufgenommen – das sind knapp 1 Prozent der Gesamtbevölkerung. Und nicht alle dürfen bleiben. Als Caritas machen wir immer wieder die Erfahrung, dass durch persönliche Begegnung plötzlich die Menschen hinter dem Schlagwort „Asylwerber“ oder „Flüchtling“ gesehen werden. Dann wird auch entdeckt, dass es zwar kulturelle Unterschiede gibt, aber auch Gemeinsamkeiten - im Hinblick auf Werte ebenso wie auf alltägliche Sorgen, Interessen und Fähigkeiten.
Die Caritas hilft nur den Flüchtlingen.
Fakten: Die Caritas unterstützt pro Jahr über 40.000 Menschen in Oberösterreich mit verschiedenen Hilfs- und Dienstleistungsangeboten. Mit vielen Einrichtungen und Projekten ist die Caritas OÖ. täglich im Einsatz für Menschen in Not, Wohnungslose, Menschen mit Beeinträchtigungen, Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, Familien und viele andere. Diese Hilfe führt die Caritas selbstverständlich neben der Hilfe für Flüchtlinge weiter. Und sie setzt sich anwaltschaftlich für benachteiligte Menschen ein.
Menschen in Not bietet die Caritas Hilfe und Beratung u.a. in 12 Caritas-Sozialberatungsstellen, in begleiteten Wohnprojekten wie z.B. dem Haus für Mutter und Kind, in Tageszentren und einer medizinischen Notversorgung für Wohnungslose etc. Kinder aus sozial benachteiligten Familien erhalten in den Lerncafés kostenlose Lernförderung. Die Mobilen Familiendienste leisten Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Haushaltsführung in schwierigen Lebenssituationen. Für ältere Menschen sind die Mobilen Pflegedienste, Seniorenwohnhäuser und betreubare Wohnformen der Caritas da. Mit verschiedenen Angeboten steht die Caritas auch pflegenden Angehörigen zur Seite, das Mobile Hospiz Palliativ Care ist für Menschen in der letzten Lebensphase da. Für Menschen mit Beeinträchtigungen und ihre Familien ist die Caritas ebenfalls mit verschiedenen Angeboten im Einsatz – sie reichen von begleiteten Wohnformen über Ausbildungs- und Arbeitsvermittlungsprojekte bis hin zu Therapie und Beratung. In Kindergärten, Krabbelstuben und Horten werden Kinder und Jugendliche bestmöglich gefördert. Die Internationale Hilfe der Caritas OÖ engagiert sich mit zahlreichen Hilfsprojekten in Osteuropa und Afrika.
Überall wird gespart, weil wir das Geld für die Flüchtlinge brauchen.
Fakten: Natürlich kosten die menschenwürdige Versorgung von Flüchtlingen und die Maßnahmen zur Integration Geld. Doch diese Investitionen zahlen sich auch aus, denn durch Bildungs- und Qualifizierungsprojekte erhalten Flüchtlinge die Chance, möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen zu können. In der Zeit, bis sie eine Arbeit gefunden haben, geht es darum, sie soweit finanziell zu unterstützen, dass sie die Lebenserhaltungskosten in Österreich bestreiten können.
Wenn ihr Asylverfahren positiv entschieden wurde und sie den Bescheid erhalten, dass sie in Österreich bleiben dürfen, müssen sie aus ihrem Grundversorgungsquartier ausziehen, selbst eine Wohnung bezahlen und ihren Lebensunterhalt bestreiten. Nicht zuletzt angesichts der hohen Mietpreise ist es daher notwendig, dass sie zunächst zur Überbrückung die bedarfsorientierte Mindestsicherung (in Oberösterreich wurde die Mindestsicherung in die neue Sozialhilfe umgewandelt) in einer Höhe erhalten, mit der sie die Lebenserhaltungskosten auch realistisch bestreiten können.
Der Bezug der Mindestsicherung/Sozialhilfe ist an strenge Bedingungen geknüpft - eine davon ist das Bemühen um Arbeit. Die Mindestsicherung macht rund ein Prozent der gesamten Sozialausgaben Österreichs aus. Hier zu sparen und die Menschen in die Armut zu drängen, schafft neue soziale Probleme und nicht absehbare Folgekosten.
Österreich hatte auch vor dem Beginn der Flüchtlingskrise eine hohe Staatsverschuldung, die nicht auf die Ausgaben für die Flüchtlinge zurück zu führen sind. Unter anderem mussten viele Milliarden in die Bankenrettung gesteckt werden.
Muslimische Flüchtlinge haben keinen Respekt vor Frauen – und die Caritas toleriert das.
Fakten: Die Menschen, die zu uns kommen, sind genauso unterschiedlich wie wir - auch was ihre religiösen und persönlichen Einstellungen betrifft. Es gibt verschiedene Auslegungen des Islam und in manchen Ländern oder politisch motivierten Gruppierungen wird die Religion auch vereinnahmt und zur Durchsetzung bzw. Aufrechterhaltung patriarchaler Gesellschaftsstrukturen missbraucht. Genauso aber gibt es Muslime, die betonen, dass im Islam Frauen und Männer grundsätzlich gleichberechtigt und gleichwertig sind. Sie sind "aus einem Wesen erschaffen" und ergänzen und stützen sich als Paar. Nicht zu übersehen ist, dass das konkret gelebte Verhältnis der Geschlechter zueinander auch eine Frage der Bildung ist.
In unserer Arbeit als Caritas erleben wir in der Regel, dass Frauen mit Respekt behandelt werden. Dort, wo das nicht geschieht, fordern wir es mit Nachdruck ein. Wir vermitteln Männern und Frauen in Schulungen sowie in der alltäglichen Arbeit, welches Menschenbild bei uns vertreten und welches Verhalten von ihnen erwartet wird. Wobei nur das Lernen in der Praxis nachhaltige Wirkung zeigen kann. Wenn wir jene Werte, die uns wichtig sind, mit Überzeugung vertreten und vorleben, werden sie von Menschen mit anderer Sozialisation auch angenommen werden.
Zuwanderer müssen sich an unsere Gesetze halten und die Prinzipien sowie Werthaltungen unseres demokratischen Systems respektieren. Das bedeutet nicht, dass sie ihre Traditionen ablegen müssen. Eine Grenze ist allerdings da zu ziehen, wo grundlegende Menschenrechte verletzt werden.