Am Foto: Barbara Kloß
Anlässlich des „Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung“ am 3. Dezember rückt die Caritas Oberösterreich Menschen mit Beeinträchtigungen in den Mittelpunkt und macht darauf aufmerksam, dass die Teilhabe in der Gesellschaft oft nicht möglich ist.
Markus Moser (22) ist blind und lebt in einer vollbetreuten Wohnungsgemeinschaft der Caritas. Ihn ärgert es, dass er immer sofort in die Schublade 'beeinträchtigt' gesteckt wird: „Es gibt wenig Möglichkeiten in der Öffentlichkeit, bei denen Menschen mit Beeinträchtigungen mit nicht-beeinträchtigten Menschen zusammenkommen. Die wenigen Angebote, die es gibt, sind oft auf eine ältere Zielgruppe zugeschnitten. Ich würde gerne Ausflüge in der Gruppe unternehmen - die Ausflüge gehen dann aber zu Destinationen für die Altersgruppe 60+.“ Auch die gehörlose Barbara Kloß, die im Kompetenzzentrum für Hör- und Sehbildung der Caritas in Linz arbeitet, ist schon oft beim Versuch der Teilhabe an Grenzen gestoßen: „Ich würde gerne einen Coaching-Lehrgang absolvieren oder einen Fotografiekurs besuchen. Allerdings - wenn ich bei Bildungsveranstaltungen dabei sein will - muss ich immer selbst nachfragen, ob es möglich wäre, dass ein Gebärdensprachdolmetscher dabei ist und finanziert wird. Falls die Bildungsanbieter die Kosten für die Dolmetscherin nicht übernehmen können oder wollen, muss ich die Finanzierung über andere Wege suchen, was oft sehr zeitaufwändig und mühsam ist. Im schlimmsten Fall müsste ich den Dolmetscher selbst finanzieren oder ich kann keinen Kurs besuchen."
Mag. Stefan Pimmingstorfer, Geschäftsführer der Caritas für Menschen mit Behinderungen, kennt die Barrieren, mit denen Menschen mit Beeinträchtigungen konfrontiert sind: „Diese Barrieren bedeuten Diskriminierung in der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben etwa in Lokalen und Krankenhäusern, bei Veranstaltungen, bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Freizeitaktivitäten, Aus- und Weiterbildungen oder im Beruf. Menschen mit Beeinträchtigungen haben kaum Möglichkeiten, öffentlich über ihre Probleme zu sprechen und auch gehört zu werden. Menschen mit Beeinträchtigungen haben, wie andere auch, unterschiedliche Bedürfnisse, viele Fähigkeiten und Wünsche. Sie haben wie alle anderen das Recht, am kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben teilzuhaben. „Aber die Realität sieht oft anders aus“, weiß Stefan Pimmingstorfer. So sieht es auch Karin Höller: „Ich fühle mich ausgeschlossen, wenn ich mich bei Firmen bewerbe und aufgrund einer Beeinträchtigung nicht aufgenommen werde oder wenn manche Leute nichts mit mir zu tun haben wollen, weil ich eine Beeinträchtigung habe". Weiters erzählt Susanne K. (Name wurde von der Redaktion geändert) von ihren Erfahrungen mit ÄrztInnen: „Sie gehen sprachlich grob mit mir um und nehmen mich nicht ernst, wenn ich über meine Schmerzen rede. Die einzige Alternative ist, mit einer Begleitung zum Arzt zu fahren. Dann ist man wieder fremdbestimmt und der Arzt oder die Ärztin redet nur mit der Begleitperson, obwohl man selbst daneben steht."
Auch bauliche Barrieren im öffentlichen Raum oder fehlende Informationen in einer leicht verständlichen Sprache verhindern die Teilhabe in der Gesellschaft. Michael Wilhelm, der in Peuerbach lebt und am Caritas-Standort St. Pius arbeitet, freut es, wenn seine Individualität von anderen Menschen erkannt wird: „Ich fühle mich als Teil der Gemeinschaft, wenn ich spüre, dass ich meine Fähigkeiten einbringen kann und meiner Kompetenz vertraut wird."