Foto (c) AK OÖ/ Erwin Wimmer
Bis zum Ende der Linz Textil-Spinnerei hielt Nihat Ari die Maschinen am Laufen, in seinem neuen Job kümmert er sich um Menschen mit Behinderung.
Als vor drei Jahren die Spinnerei der Linz Textil GmbH wirtschaftlich ins Schleudern geriet, wurden zahlreiche Mitarbeiter gekündigt. Nihat Ari war einer von ihnen. „Das war schon ein schwerer Schlag“, erinnert sich der Linzer. Fast 20 Jahre lang hatte er dort Maschinen bedient und montiert oder als Staplerfahrer tonnenweise Paletten transportiert.
Als 13-Jährigen hatte ihn seine Mutter aus der Türkei nach Linz geholt, wo sie als Reinigungskraft und Küchenhilfe arbeitete. Ein schwieriger Start für Nihat Ari: „Ich konnte kein Deutsch, es war eine völlig andere Kultur und meine ganzen Freunde blieben in der Türkei zurück.“ Er absolvierte die Hauptschule zwar mit Erfolg, doch einen Lehrplatz suchte er zwei Jahre lang vergeblich. „Dann sagte ich mir: Es reicht, ich muss mein eigenes Geld verdienen.“ Das tat er unter anderem als Verkäufer und Küchenhilfe bei einer Fast Food-Kette, ehe er 1999 bei der Linz Textil zu arbeiten begann.
FAB legt erfolgreich Schienen in die Zukunft
Sein Glück nach dem Betriebsende: Mit Landeshilfe richtete das Unternehmen eine Outplacement-Stiftung ein, die es ermöglichte, einen neuen Beruf zu erlernen. Betreut wurde er dabei unter anderem von Mag.a Gabriele Wagner vom Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB). „Wir helfen den Betroffenen zu erkennen, was sie wollen. Wir beraten, geben Tipps für Ausbildungen und legen Schienen“, sagt Gabriele Wagner. Das sei beim „dschungelhaften Ausbildungsmarkt“ auch dringend notwendig. Wesentlich sei das Erkennen von Interessen und Begabungen. „Nicht selten haben Betroffene Ideen im Hinterkopf, die in dieser Phase realisiert werden können“, sagt Gabriele Wagner. Nihat Aris Interesse war schnell geklärt: „Ich wollte mit Menschen arbeiten.“ Nach einer Schnupperwoche bei der Caritas- Einrichtung für Menschen mit Behinderung in St. Elisabeth entschied er sich für eine Ausbildung zum Fachsozialbetreuer für Behindertenbegleitung, die er dort im Juni abschloss. Er wurde sofort in ein Dienstverhältnis übernommen.
Nach 20 Jahren endlich den Traumjob gefunden
„Bei unseren Kunden kommt alles direkt vom Herzen“, freut sich der 42-Jährige. Wenn er mit seinen „Kunden“ in der hauseigenen Werkstatt Stifte in Schachteln sortiert oder mit ihnen am Bauernhof
Essen für die Tiere vorbereitet, wisse er, dass er die richtige Entscheidung getroffen habe. Auch wenn sein Bekanntenkreis anfänglich skeptisch war. „Sie waren sich nicht sicher, ob ich das aushalten würde. Aber beruflich habe ich endlich gefunden, was ich wollte“, sagt Nihat Ari.
Bericht Quellen/Copyright: AK report 6-2020, Autor: Hans Promberger