Am Dienstag, 21. März, findet der internationale Down-Syndrom-Tag statt. Seit Jahrzehnten begleitet und betreut die Caritas OÖ an verschiedenen Standorten Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit der Diagnose Trisomie 21. Einer von ihnen ist Stefan Hofer, der seit 39 Jahren am Caritas-Standort St. Pius in Steegen/Peuerbach lebt. Neben der Arbeit in der Weberei ist die Musik die große Leidenschaft des 43-Jährigen, der aus St. Ulrich im Bezirk Rohrbach kommt.
Wenn man auf Einladung Stefan Hofers Zimmer in der Wohngruppe in St. Pius betritt, sticht sein eigenes Ordnungssystem ins Auge. „Es mag manch einem als Chaos erscheinen, aber er räumt selbst auf und lässt sich dabei nichts dreinreden, wie er seine Hüte auf den Regalen oder die CDs auf dem Fußboden präsentiert“, erzählt Caritas-Mitarbeiterin Bianca Sageder, die Stefan Hofer als Bezugsbetreuerin besonders gut kennt. Beides – seine Kleidung und seine Musik - werden von ihm fast wie Heiligtümer verehrt. Er hört nämlich nicht nur gerne Musik, sondern wählt auch sein Outfit immer passend zum Interpreten: „Stefan liebt es, sich zu verwandeln. In die Arbeit oder in die Musiktherapie kommt er dann beispielweise als Andreas Gabalier in Lederjacke, als Tom Astor mit Cowboyhut oder als ‚Kastelruther Spatz‘ in Tracht.“ Weil Stefan Hofer auch gerne alle Haushaltstätigkeiten liebt, verkleidet er sich außerdem gerne als Putzfrau oder Hausmann. Der Frühaufsteher bringt jeden Tag vor dem Frühstück und der Arbeit in der Weberei noch die ganze Wäsche der Wohngruppe in die Wäscherei. Wie bei vielen Menschen mit der Diagnose Trisomie 21 ist Stefan Hofer sehr emotional. Die Gabe, sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen, geht dabei über seine Mitmenschen hinaus, wie Bianca Sageder erzählt: „Als während der ersten zwei Corona-Jahren sein geliebtes Maifest abgesagt wurde, verbrachte er untertags viel Zeit beim Maibaum und legte sich sogar zum Baum.“ Auch in der Werkstätte in St. Pius ist der Webstuhl sein liebster Arbeitskollege und Stefan Hofer betont: „Ich möchte nirgends anders arbeiten. Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit.“ Die monotone Tätigkeit am Webstuhl gefällt ihm. Wie bei vielen Menschen mit der Diagnose Trisomie 21 fällt es ihm leichter, wenn Abläufe gleich bleiben und die Anforderungen nicht wechseln. Gleichzeitig ist Stefan Hofer aber ein sehr geselliger Mensch, der kein Fest im Jahreskreis verpassen möchte und bei diversen Freizeitaktivitäten – von Tischfußball bis Zirkusbesuch – immer dabei ist. Zur Routine im Alltag gehört auch das gemeinsame Fernsehen mit seinem Freund Georg, mit dem er die Leidenschaft für Spiderman, Knight Rider und Schwarzenegger-Filme teilt. Besonders freut sich Stefan Hofer immer, wenn er seine Familie in St. Ulrich besuchen kann. Er ist das Jüngste von insgesamt fünf Kindern und passt gerne auf Nichten und Neffe auf.
Einsatz für gesellschaftliche Inklusion von Menschen mit Down-Syndrom
„Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen mit der Diagnose Trisomie 21, sowie alle Menschen mit Beeinträchtigungen, als Teil unserer Gesellschaft gesehen sowie respektiert werden und ihnen die Teilhabe in allen Lebensbereichen ermöglicht wird sagt Caritas OÖ-Vorstand Mag. Stefan Pimmingstorfer. Konkret fordert die Caritas u.a. ein inklusives Bildungssystem und bedarfsgerechte Persönliche Assistenz, die bundesweit einheitlich geregelt ist. „Außerdem braucht es mehr existenzsichernde Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen und nicht nur „Taschengeld“ für gewisse Tätigkeiten.“