Anfang März 2022 eröffnete der HelpPoint der Caritas am Hauptbahnhof Linz seine Pforten. Seit dem bemühen sich hauptamtliche Mitarbeiter*innen und ehrenamtliche Helfer*innen um die Geflüchteten. So wie Bettina Schachinger stehen diese den zahlreichen Geflüchteten aus der Ukraine mit Rat und Tat zur Seite. Darunter sind auch viele Helfer*innen, die Ukrainisch oder Russisch sprechen. Sie helfen durch eine freundliche Geste und einer kleinen Verpflegung.
Die freiwillige Mitarbeiterin Bettina Schachinger arbeitet sehr engagiert am HelpPoint mit. Wir haben sie nach ihrer Motivation, dort regelmäßig zu helfen und nach ihren Erlebnissen und Erfahrungen gefragt.
Das Richtige tun
Bettina Schachinger erinnert sich, wie sie Ende Februar durch einen Medienbericht auf den bevorstehenden Krieg in der Ukraine aufmerksam wurde: Wladimir Putin befehligt die Invasion im gesamten ukrainischen Staatsgebiet.
Bettina versucht sich vorzustellen, was das für die dort lebenden Menschen bedeutet und welche Fragen den Betroffenen nun wohl durch den Kopf gehen: „Sie sind geschockt“, denkt sie. „Sie, verstecken sich mit dem Nötigsten und ihren Haustieren in Bunkern. Sirenen heulen, Kinder weinen, Eltern sind überfordert. Fragen über Fragen werden sie beschäftigen: Wie geht es weiter? Was wird aus meiner Familie? Wie kann ich sie in Sicherheit bringen? Kann ich irgendwann wieder zurück in meine Heimat? Und wenn ja, wird es diese Heimat, wie ich sie gekannt habe, überhaupt noch geben? Was passiert mit meinem Vater, Bruder, Cousin? Werde ich sie jemals wieder sehen? Für viele beginnt ein langer Weg mit unsicherer Zukunft.“
„Die Welt steht Kopf!“
„Die Welt steht Kopf!“empfindet Bettina, bei ihrem Versuch, sich in die Menschen einzufühlen!
Bettina hilft nun am HelpPoint Geflüchteten.Täglich kommen zwischen 60 und 400 Besucher*innen dort hin. Sie erhalten dort von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfer*innen, die teilweise auch die Muttersprache sprechen, Antworten auf kleine und große Fragen und Zuspruch. ihre Sorgen und Nöte anzusprechen, die sie sonst velleicht niemanden erzählen können. Sie erhalten aktuelle Infos und Hilfe für Behördengänge, Arbeitsmarktzugang, Rechtsgrundlagen, Wohnraumbeschaffung und – wechsel, Sprachkurse, etc., und aber auch kleine Tipps um sich im Alltag besser zurechtzufinden. Auch die eigenen Landsleute, die sie dort bei einem Kaffee treffen können, haben inzwischen viel Wissen gesammelt, mit dem sie einander aushelfen können.
Ivan kann nicht nach Hause
Bettina erzählt von Ivan Klopkov, einem jungen Mann aus Russland, der als Freiwilliger über den Europäischen Freiwilligendienst (ESK) nach St. Isidor zur Caritas gekommen ist. Neun Monate hat sein Dienst gedauert und er hat ihn nun abgeschlossen. Natürlich wollte er anschließend sofort nach Hause, um alle, die ihm lieb sind, wieder zusehen und seine Heimat zu spüren. Nun haben ihn jedoch seine Eltern gebeten, dass er nicht nach Hause kommen soll, da sie befürchten, dass er zum Militärdienst eingezogen wird. Das ist unglaublich schwer für ihn, darauf nun verzichten zu müssen und auch nicht zu wissen, wie, wann und wo er seine Familie wieder treffen kann.
Nun hilft er am HelpPoint mit Übersetzungen aus. Sogar seinen Geburtstag feiert er mit den Menschen dort, denn er hat hier auch ein Stück Heimat gefunden. Einen Raum, wo er sinnvoll Zeit verbringen kann - auch wenn er manchmal von Ukrainer*innen als Russe schief angesehen wird.
„Er hilft, wo er kann! Das musst du dann auch noch aushalten“, meint Bettina, „wo er doch nichts dafür kann, was den Ukrainer*innen angetan wurde!“
Schicksale und Geschichten wie diese sind es, die Bettina Schachinger das Gefühl geben, mit ihrer Hilfe das Richtige zu tun!