Ehrenamtlicher Lernboost: Eine Stunde schenkt Bildungschancen

Wenn jemand schulisch strauchelt, braucht er oft einfach eine helfende Hand, die ihn durchs unwegsame Gelände navigiert. Markus Hager reicht seine Hand seit neun Jahren zahlreichen Berufsschüler*innen. Mit seiner Hilfe schließen sie ihre Lehre in der Bäckerei oder im Einzelhandel erfolgreich ab.

Wenn er jemandem helfen kann, empfindet Markus Hager eine tiefste innere Befriedigung. Junge Menschen zur Berufsreife zu begleiten ist für ihn so erfüllend, dass er sich dafür selbst neben seinem Job und seiner eigener Familie die Zeit dafür nimmt. Und wenn die andere Seite genauso dahinter ist, setzt sich der dreifache Vater in Spitzenzeiten auch zweimal die Woche hin und büffelt mit den Jugendlichen. Da kann es in Akutfällen schon vorkommen, dass ein Schüler ihm drei Tage vor der Prüfung auf WhatsApp schreibt, dass er dringend Hilfe braucht. Und Markus Hager ist schon am Start. Manchmal ist nach einer halben Stunde das Häferl voll, bei großem Durchhaltevermögen können die Sessions auch zwei Stunden dauern.

Markus Hager war 40 Jahre alt, als er begann sich als ehrenamtlicher Nachhilfelehrer zu engagieren. „Wenn man die eigenen Ziele in einem gewissen Alter erreicht hat – Ausbildung, Familie, im Beruf – dann wird man offen für so etwas“, resümiert er. Anderen auf diese Art und Weise eine Schulbildung zu ermöglichen gibt ihm viel. So viel, dass er mittlerweile seit neun Jahren dabei ist.

Erfolg mit Eigeninitiative

Sein Erfolgskonzept ist pragmatisch und klappt: „Freiwilligkeit ist mir ganz wichtig“, betont er. „Die Schüler*innen müssen von selbst kommen, nicht von den Eltern oder einem Betreuer geschickt werden. Sie müssen selbst mit mir Kontakt aufnehmen." Die Betreuer*innen in den Caritas-Ausbildungsprojekten haben seine Nummer und geben sie bei Bedarf weiter. Alles weitere müssen die jungen Leute selbst auf die Reihe bringen.

Sanftes Pushen

Wenn es dann ans Lernen geht, gelingt es ihm mit einer guten Mischung an sanftem Pushen und Einfordern von Leistung, die jungen Leute am Ball zu halten. „Ich bin sehr offen mit ihnen“, gesteht er. „Das ist für sie natürlich nicht immer angenehm.“ Und doch ist es diese Klarheit, die ihn nicht nur zum Nachhilfelehrer für die Schüler*innen macht, sondern oft auch zur Vertrauensperson. Mal kommt ein Mädchen nach fünf Monaten und bedankt sich, dass sie dank ihm die Prüfung geschafft hat. Mal meldet sich ein Bursche mit einem ganz anderen Thema, weil er einen Vertrauensmenschen zum Reden braucht.

„Es ist wirklich eine schöne Erfahrung und ich kann nur empfehlen, sich einfach drüberzutrauen. Vielleicht ist es was für einen, vielleicht nicht, aber es ist es wert, es zu versuchen“, ist Markus Hager überzeugt. „Man verbringt so viel Zeit mit allen möglichen Zeitfressern. Oft redet man einfach nur, aber es passiert nichts. Aber hier habe ich einem jungen Menschen wirklich geholfen, wenn ich mich nur eine Stunde mit ihm hinsetze.“

Mehr über freiwilliges Engagement und Geschichten aus der Caritas könnt ihr in der neuen Ausgabe unserer Zeitung „nah dran“ lesen. Diesmal zum Thema "Frauenpower". Kostenlos abonnieren bei der Caritas Information, Tel. 0732/7610-2020, information@caritas-ooe.at