Ein unorthodoxer Nikolaus mit Tradition

Seit mittlerweile 18 Jahren verwandelt sich Herbert Höller aus St. Valentin jeden Advent in den Nikolaus und zaubert dabei den Kindern des Integrativen Heilpädagogischen Kindergartens der Caritas in St. Isidor in Leonding ein Strahlen ins Gesicht. Der 72-jährige Optikermeister im Ruhestand ist längst ein vertrauter und geliebter Gast – besonders für Selin, deren Familie aus Syrien kommt, ist der Nikolaustag ein ganz besonderer Moment.

Seit drei Jahren besucht Selin den Kindergarten in St. Isidor und freut sich jedes Jahr darauf, den „Nikolaus“ wiederzusehen. Ihre älteren Geschwister haben die Tradition bereits miterlebt, und die Familie schätzt es, dass die Kinder auf diese Weise Teil der österreichischen Kultur werden. „Herbert Höller weiß genau, wie man Kinderherzen erreicht. Bevor er in das rote Gewand des Nikolaus schlüpft, stellt er sich den Kindern als ‚Herbert‘ vor. Sie erleben hautnah, wie er sich verwandelt – eine Inszenierung, die nicht nur die jüngeren Kinder fasziniert, sondern auch mögliche Ängste nimmt“, erklärt Caritas-Mitarbeiterin Nicole Winter, die gruppenführende Pädagogin ist. Sie ist mit der Nichte von Herbert Höller befreundet und fädelte den Nikolausbesuch ein. „Ich bin vor 18 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben in die Nikolaus-Robe geschlüpft und bin seither auch nur in St. Isidor im Einsatz. Die Tradition, einmal im Jahr der Nikolaus zu sein, gefällt mir“, erzählt Herbert Höller.

Auch die Kinder vergessen ihn nicht und rufen ihn schon Wochen vor dem 6. Dezember an und fragen nach, ob er verlässlich kommt. Für Höller, der als junger Vater zur Zeit der Studentenbewegung in einem selbstverwalteten Kindergarten in Berlin Erfahrungen als Elterndienst sammelte, ist dieser Einsatz eine Herzensangelegenheit: „Ich kann gut mit Kindern und bin ein lustiger unorthodoxer Nikolaus. Ich bewege mich zu den Nikolausliedern, das gefällt den Kindern. Ich mache auch kleine Späße mit den Kindern. Oft fragen sie mich auch: ‚Wo kommst du her?‘ Dann erzähle ich, dass ich aus Myra in der heutigen Türkei komme.“ Als Nikolaus ist es ihm wichtig zu vermitteln, dass Kinder sagen dürfen, was sie wollen:

„Menschen sollen ein Rückgrat haben. Ich habe für jeden ein gutes Wort, mir ist wichtig, dass jeder geschätzt wird, egal, ob beeinträchtigt oder nicht.“ Sogar in der Coronazeit ließ er die Kinder nicht allein – damals zog er mit einem Leiterwagen voller Geschenke durch den Garten und reichte die Sackerl durch die Fenster.

Die Pädagoginnen und Kinder des Kindergartens hoffen, dass Herbert Höller noch viele Jahre als Nikolaus zu ihnen kommt. „Wir sind so dankbar für seinen Einsatz. Er macht den Nikolaustag zu einem unvergesslichen Erlebnis“, sagt Nicole Winter. Am Ende jedes Besuchs winken die Kinder dem Nikolaus ausdauernd hinterher, oft, bis er außer Sichtweite ist. Für Herbert Höller ist das der schönste Moment: „Es zeigt, dass die Kinder glücklich sind. Das ist mein größtes Geschenk.“