Menschen aus 108 Ländern leben in Steyr. Rund ein Viertel der Bevölkerung hat eine nicht-österreichische Staatsbürgerschaft. Damit das Zusammenleben gelingt, ziehen viele an einem Strang – nicht zuletzt das Integrationszentrum Paraplü.
Für viele Menschen ist das Integrationszentrum Paraplü der erste Ort, wo sie als Person ernst genommen wurden – nicht als Migrant*in, nicht als "Anhängsel von ihrem Mann", sondern als Mensch für sich. „Wer zuwandert, gibt seine Identität nicht an der Grenze ab“, weiß Manuela Angerer, die das Integrationszentrum leitet. „Unser Ziel war immer, Wege zu finden, wie wir alle möglichst gut miteinander leben können.“
Die Pionierarbeit das Integrationszentrums begann vor 33 Jahren. Als im Juni 1991 Geflüchtete aus Rumänien und später Jugoslawien nach Steyr kamen, fanden sich Engagierte zusammen, um den Menschen ein gutes Ankommen zu ermöglichen. Ehrenamtliche organisierten Deutschkurse und Treffen mit der einheimischen Bevölkerung. Ab der ersten Stunde lautete das Credo: Begegnung soll von beiden Seiten stattfinden. Drei Jahre später übernahm die Caritas mit Unterstützung von Bund, Land und der Stadt Steyr die Initiative und stellte die Integrationsarbeit auf professionelle Beine.
Eine Staatsbürgerschaft sagt wenig darüber aus, wo sich jemand zugehörig fühlt. „Wichtig ist für die Menschen, dass sie keine Ablehnung erfahren. Der Diskurs spielt zu oft marginalisierte Gruppen gegeneinander aus“, kritisiert Manuela Angerer. Verschärft durch Social Media sinkt die Hemmschwelle für diskriminierende Aussagen.
„Flucht ist ein massiver Einschnitt in die Biografie eines Menschen“, erklärt sie. „Gleichzeitig sind Geflüchtete mit vielen Erwartungen konfrontiert. Sie bekommen keine Zeit und keinen Raum zum Ankommen.“ Anforderungen an sie gibt es von vielen Seiten – dem Staat, der Gesellschaft, ihnen selbst und auch von der eigenen Community. Hinzu kommen die Mehrfachbelastungen etwa durch Verlusterfahrungen und sprachlicher Barrieren – und oft Perspektivenlosigkeit. Dieser Druck trägt dazu bei, dass man Menschen im Integrationsprozess verliert.
Die Gründe für Zuwanderung sind komplex und individuell – analog versucht das Integrationszentrum, die Integrationsmaßnahmen variabel an verschiedene Bedarfe anzupassen. Dabei kooperiert es mit regionalen Netzwerken. Besonders wertvoll ist die Zusammenarbeit mit der Stadt Steyr. So konnte über die Jahre ein Dolmetsch-Pool mit Zugewanderten aufgebaut werden. Mehrsprachigkeit positiv zu belegen ist ein Herzensanliegen des Integrationszentrums.
Ein Netzwerk aus zahlreichen Ehrenamtlichen unterstützt das Team auf allen Ebenen – und trägt die Idee von Paraplü weiter. „Die hohe zivilgesellschaftliche Beteiligung ist das eigentliche Fundament unseres Erfolgs - und in Zeiten sinkender Förderungen besonders wertvoll“, betont Angerer.
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