Ursula Robausch-Weichhart und Birgit Ippisch, Direktorinnen an den Caritas-Schulen für Sozialbetreuungsberufe, sprechen im Interview über die Ausbildungen und Berufsbilder.
Was macht Sozialbetreuungsberufe aus?
BI: „In den Sozialbetreuungsberufen geht es zusätzlich zur Pflege darum, Menschen dabei zu helfen, ihre Lebensqualität zu erhalten und zu erhöhen und bei der Gestaltung eines lebenswerten sozialen Umfeldes zu unterstützen.“
URW: „Wer in den Sozialbetreuungsberufen arbeitet, sieht den Menschen mit all seinen Ängsten und Sorgen, aber auch mit all seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten – und geht auf Augenhöhe auf ihn zu. Die Pflege stellt eine notwendige Basis dar; aber das wirklich Schöne ist die Betreuungs- und damit die Beziehungsarbeit.
Welche Voraussetzungen braucht es?
URW: „Besonders wichtig sind die soziale Kompetenz und der Wunsch mit Menschen zu arbeiten. Man sollte gerne helfen und kontaktfreudig sein.“
BI: „Um das für sich auszutesten, empfehlen wir vor der Ausbildung ein 40-stündiges Schnupperpraktikum zu machen. Dann bekommt man ein Gefühl dafür, wie es einem mit der Arbeit geht.“
Was ist für die Schüler*innen die größte Herausforderung?
URW: „Oftmals das Zeitmanagement. Daher bieten wir jetzt in der Altenarbeit eine Teilzeitausbildung an, die ein Semester länger dauert: Das verschafft mehr Lernzeit, aber auch mehr Zeit z.B. für Betreuungsaufgaben in der eigenen Familie.
Manche Schüler*innen brechen die Ausbildung aber auch aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ab oder weil es ihnen zu viel wird, alles unter einen Hut zu bringen: Schule, Lernen, Familie, Haushalt. Dann versuchen wir, den Ausstieg gut zu begleiten.“
Wie sieht das aus?
URW: „Man kann beispielweise auf die Ausbildung zum Alltagsbegleiter wechseln. Das ist ein niederschwelliger Kurs von einigen Wochen, der dazu qualifiziert, beeinträchtigte Menschen im Alltag zu begleiten.“
Hat sich die Ausbildung über die Zeit verändert?
URW: „Die Ausbildung ist vielschichtiger geworden und hat sich professionalisiert. Es wird mehr Fachwissen vermittelt und vertiefend gearbeitet.“
BI: „Die Ausbildung wird laufend angepasst. Wir stehen dazu in engem Kontakt mit den Einrichtungen – auch dadurch, dass viele unserer Lehrenden gleichzeitig in der Praxis tätig sind. Die Anforderungen ändern sich laufend, weshalb sich Sozialbetreuer*innen verpflichtend weiterbilden müssen. Psychische Störungen oder Demenzerkrankungen nehmen zu. Uns ist daher wichtig, dass wir immer am neuesten Stand der Wissenschaft sind und auf Veränderungen im Arbeitsfeld reagieren.“
Welche Zusatzausbildungen gibt es durch diese Entwicklungen?
BI: „Ganz wichtig ist die Zusatzausbildung in der Sozialpsychiatrie. Psychiatrische Fälle nehmen in allen Ausbildungsbereichen zu. Schwerpunktthemen sind z.B. psychiatrische Erkrankungen, Traumapädagogik, Suchterkrankungen, Suizidprävention.
Was heute ein großer Vorteil der Ausbildung ist: Man kann sich leicht beruflich umorientieren. Persönliche Interessen und Schwerpunkte können sich im Laufe der Berufstätigkeit ändern. Die Struktur der Ausbildung ermöglicht kombinierte Ausbildungen oder auch Ergänzungen von Ausbildungsschwerpunkten.“
Was nimmt man sich persönlich mit?
URW: „Eigentlich kann man alles aus der Ausbildung auch im persönlichen Bereich nutzen. Besonders die in der Familienarbeit vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten sind in jeder Familie, in jeder Beziehung hilfreich und wertvoll. Der Pflegeaspekt ist ebenfalls für jeden wichtig: egal, ob man selbst irgendwann gesundheitliche Probleme hat oder die eigenen Eltern pflegt und betreut. Das Wissen schafft auch die Möglichkeit der Prävention.“
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