Viele, die kommen, sind erkältet. Kinder sind fiebrig, manche haben Probleme mit dem Blutdruck oder der Durchblutung. Auch offene Wunden müssen behandelt werden. Hanna Schneitler ist pensionierte Ärztin und hilft einmal pro Monat ehrenamtlich beim Help-Mobil mit. Hier erhalten wohnungslose Menschen mit und ohne Versicherungsschutz eine medizinische Basisversorgung.
Hanna Schneitler verteilt Medikamente, wechselt Verbände und versorgt Wunden. Vor ihrer Pensionierung war sie 33 Jahre lang niedergelassene Ärztin in Zwettl an der Rodl. „Es ist im Help-Mobil ein völlig anderes arbeiten, als ich es aus der Praxis kenne“, weiß sie. Wenn jemand mit Durchfall zu ihr kommt, kann sie ihm nicht empfehlen, seine Ernährung zu verändern – auf fettarmes Essen zu wechseln, sich eine Karottensuppe zu kochen und trockenes Brot zu essen. „Diese Menschen sind ja froh, wenn sie überhaupt etwas zu essen bekommen“, sagt sie. So muss sie schauen, was unter den Bedingungen auf der Straße möglich ist. Ganz zentral dabei: Zuwendung – mit den Menchen reden und sie immer wieder zum Help-Mobil bestellen, um zu kontrollieren, wie es ihnen geht.
ZUSAMMENARBEIT VIELER ERMÖGLICHT HILFE
Die Idee für das Help-Mobil entstand bei verschiedenen Organisationen gleichzeitig. So war es naheliegend, sich zusammen zu schließen. Die Caritas stellt die SozialarbeiterInnen, die am Bus Essen, Schlafsäcke, Unterwäsche oder Babynahrung ausgeben, begleitet und teilt die ehrenamtlichen Ärzte ein und besorgt die notwendigen Medikamente. Der Arbeitersamariterbund OÖ und das Rote Kreuz Linz halten das Fahrzeug in Stand, reinigen, tanken und reparieren es. Die Barmherzigen Schwestern und
der Lazarusorden unterstützen das Projekt finanziell. Die konstruktive und reibungslose Zusammenarbeit garantiert den Erfolg – genauso wie die rund 30 Freiwilligen, die als ÄrztInnen und Fahrer die Einsätze des Help-Mobils ermöglichen, und die SpenderInnen. Pro Jahr wird das Help-Mobil 2000 mal aufgesucht. Hanna Schneitler hatte durch das Engagement im Help-Mobil erstmals Kontakt mit obdachlosen Menschen. „Das war ein Sprung ins kalte Wasser“, erinnert sie sich. „Zum Teil sehr erschreckend, aber auch wahnsinnig interessant. Meine Einstellung ihnen gegenüber hat sich geändert. Wenn ich jetzt Obdachlosen in der Stadt begegne, habe ich ein ganz anderes Mitempfinden. Ich habe mehr Verständnis dafür, wie sie dazu gekommen sind, so zu leben.“ Manchmal erkennt sie die Menschen auch von ihrer Arbeit im Help-Mobil wieder. „Das zeigt mir, dass ich die Augen jetzt offener habe als früher.“