Wer auf der Straße lebt, braucht immer wieder einen sicheren Rückzugsort. Wer eine Wohnung hat, aber keine sozialen Kontakte, braucht Gesellschaft. FRIDA bietet Frauen beides – einen geschützten Raum, in dem Frau einfach Frau sein kann und bekommt, was sie sucht: Ruhe, Rückhalt oder Rat.
Michaela ist obdachlos. Sie hat psychische Probleme, kommt nicht mit anderen Menschen aus. Auf der Straße wird sie ständig gestört. Menschen gehen vorbei, reden sie an, reden über sie.
Fast täglich kommt sie zu FRIDA in die Linzer Dinghoferstraße. Hier bekommt sie, wonach sie draußen lange suchen muss: Ruhe. Sie setzt sich an einen Tisch, kauert vor einer Tasse Kaffee, eine Caritas-Mitarbeiterin bringt ihr ein Frühstück. Ihr Blick ist starr nach unten gerichtet, die Kapuze bleibt tief ins Gesicht gezogen, den Schal zieht sie nur zum Essen vom Mund weg. Sobald sie fertig ist, verschwindet sie in einen Nebenraum - ein Ruheraum, in dem sie einfach nur sein kann, ohne dass ihr andere Menschen zu nahe treten.
Während Michaela rastet, füllt sich der Aufenthaltsraum. Die Sozialarbeiterinnen scherzen mit den Frauen, die Kontakt suchen, sie spielen miteinander Karten, und falls jemand möchte, sind sie für ein Beratungsgespräch da. FRIDA ist ein Projekt für Frauen, ein familiärer, gemütlicher Schutzraum. Nicht alle, die herkommen, sind akut obdachlos, aber allen ist gemeinsam, dass sie „arm“ sind. Manche haben eine Wohnung, leben in einem Wohnprojekt oder schlafen in einer Notschlafstelle. Wenn keine Freunde und keine Arbeit da ist und die Frauen einsam sind, wünschen sie sich zumindest ein paar Stunden unter Leuten zu sein, ohne belästigt zu werden oder sich verstellen zu müssen. Es wird über Frauenprobleme geredet, über Beziehungen und Sexualität. Manchmal durchsuchen sie die Kleiderspenden, ziehen sich mitten im Raum um und beraten sich stilistisch bei einer improvisierten Modeschau. „Um Weihnachten herum kommen mehr Frauen“, weiß Sozialarbeiterin Fruzsina Schwarcz. „Gerade zu dieser Zeit wollen sie nicht alleine sein. Gleichzeitig ist die Stimmung belasteter und die Frauen sind leichter reizbar.“ Auch in dieser Situation versuchen die Sozialarbeiterinnen von FRIDA den Frauen zu geben, was sie brauchen. Gemeinsam binden sie einen Adventkranz, sie schmücken den Raum und veranstalten eine Weihnachtsfeier. Wie wichtig der Schutzraum von FRIDA für die Frauen ist, zeigt das rege Aufkommen: Bis zu 25 Frauen kommen täglich in den drei Vormittagsstunden, in denen das Tageszentrum geöffnet ist.