Die Klimakrise ist nicht nur eine ökologische Herausforderung, sondern auch eine soziale. Während die reicheren Nationen und oberen Einkommensgruppen den größten Anteil an den Ursachen tragen, sind es die ärmeren Bevölkerungsgruppen, die am stärksten unter den Folgen leiden. Deshalb setzt das zehnte Nachhaltigkeitsziel dabei an, soziale Ungleichheit abzubauen.
Angesichts der Klimakrise erhöht eine größer werdende soziale Schere die Belastungen für die Betroffenen und verschärft die Gefahr für soziale Unruhen. Denn vulnerable Gruppe sind Extremwetterereignissen wie Hitze oder Starkregen zum Teil ungeschützt ausgesetzt. Auch für ältere Menschen und Kinder ist die Hitze eine größere Belastung. Die Sterberaten steigen jährlich während Hitzewellen. Für den Sommer 2022, dem bis dato heißesten europäische Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen, geht man von 419 Hitzetoten in Österreich aus.
Weitere Gesundheitsrisiken sind Tropenkrankheiten, die durch die Hitze häufiger zu uns kommen. Allergien verstärken sich aufgrund der Veränderung von Blühperioden, Antibiotikaresistenzen nehmen zu.
Die Auswirkungen sind zudem nicht nur auf das Körperliche beschränkt: Die Hitze und Katastrophen erhöhen auch die psychische Belastung. Langfristig ist damit zu rechnen, dass sich Auslöser für psychische Erkrankungen verstärken.
Extremwetterereignisse verursachen zudem massiven Schaden an Gebäuden und Infrastruktur. 2030 ergeben sich dadurch Lohneinbußen von 12%, bis 2050 sogar zwischen 19 und 29 Prozent (nach Berechnungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgen-Forschung). Mit jedem Grad, das die Erde heißer wird, schrumpft die Wirtschaft um fünf Prozent. Denn die Hitze verringert auch die Produktivität.
Zu den steigenden Gesundheits- und Infrastruktur-Kosten kommen auch Ernteausfälle und die Unterbrechung von Produktion oder Lieferketten hinzu.
Verlust an Lebensqualität und Lebenszeit
Während die Ursachen mehr bei den wohlhabenden Ländern und den obersten Einkommensgruppen liegen - der CO2-Ausstoß der oberen Einkommensgruppen beträgt mehr als das Vierfache der unteren Einkommensgruppen - sind die ärmeren Bevölkerungsgruppen stärker von den Folgen der Klimakrise und der Umweltbelastungen betroffen.
So wohnen Menschen mit niedrigem Einkommen vermehrt in Straßen mit hoher Feinstaubbelastung, der in Österreich rund 3.200 vorzeitige Todesfälle pro Jahr zuzurechnen sind. Sie leben tendenziell in unsanierten, ungedämmten Wohnungen oder am Rande von Industriegebieten. Dort fehlen oft kühlende Parks - der Temperaturunterschied zwischen Stadtrandgebieten und verdichteten Vierteln beträgt bis zu zehn Grad Celsius.
Wer wenig Geld zur Verfügung hat, kann sich auch schlechter schützen und sich weniger Anpassungsmaßnahmen gegen den Klimawandel leisten, z.B. eine Wohnung zu dämmen. Bei Unwetterschäden haben sie weniger finanzielle Mittel, um Schäden zu beseitigen. Sie haben weniger Zugang zu Grünflächen oder klimatisierten Räumen, arbeiten häufiger in körperlich anstrengenden Berufen oder im Freien und leiden häufiger an chronische Erkrankungen auf. Auch treffen sie die mittelbaren Kosten stärker: Verteuerung der Lebensmittel aufgrund von Ernteausfällen, sowie Produktions- und Wertschöpfungsverluste.
Auch die immateriellen Kosten sind für sie höher: der Verlust an Lebensqualität oder Lebenszeit aufgrund von Umweltbelastungen sowie das Auftreten neuer klimabedingter Krankheiten. Berechnungen zeigen, dass die indirekten immateriellen Kosten, insbesondere im Gesundheitswesen, die direkten Kosten erheblich übersteigen.
Klimaschutz verstärkt Teilhabe und Chancengleichheit
Das zehnte Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen setzt sich daher zum Ziel, dass das Einkommen der ärmsten 40 Prozent der Bevölkerung bis 2030 stärker anwachsen soll als der Durchschnitt. Diskriminierende Gesetze und politische Maßnahmen sollen abgeschafft werden und Ungleichheiten durch eine armutsorientierte Sozialpolitik, Fiskal- und Lohnpolitik reduziert werden.
Ambitionierte Klimapolitik kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken und Todesfälle verhindern, indem sie etwa die Luftqualität verbessert und eine aktive Mobilität und gesunde Ernährung fördert. Darüber hinaus verbessert die Stärkung sozialer Aspekte im Klimaschutz, vor allem in der Verkehrs- oder Gebäudepolitik, die Teilhabemöglichkeiten und die Lebensqualität vieler Menschen. Sozial gestaltete Klimapolitik bietet somit vielfältige Chancen, gerade auch für einkommensärmere und vulnerable Personen. Klimaschutz wirkt in mehrfacher Hinsicht präventiv, gesundheits- und teilhabefördernd.
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