Glaser-Lehrling Tobias Kohel (18) aus Wels ist gehörlos und erhält durch das Caritas-Projekt „Hand-Werk“ eine Assistenz bei seiner Ausbildung. Mit Erfolg: Der Lehrling der Firma Straßmair aus Gunskirchen erreichte kürzlich beim Landeslehrlingswettbewerb den ausgezeichneten zweiten Platz und darf sich nun beim Bundeslehrlingswettbewerb mit den Besten seiner Zunft messen.
„Die Konkurrenz war hart. Mit dem 2. Platz habe ich nicht gerechnet. Ich war überrascht, dass meine Leistungen so gut sind“, freut sich Glaser-Lehrling Tobias Kohel über seinen Erfolg. Neben seiner Mutter Petra Kohel und seinen Großeltern ist auch sein Chef Gerald Straßmair stolz auf den Erfolg. „Auch die Prüfer haben mir gesagt, dass ich der einzige Gehörlose in den letzten Jahren war, der es bis hierher geschafft hat“, berichtet Tobias Kohel. Den Erfolg machte nicht nur sein Fleiß und sein Talent möglich, sondern auch das Caritas-Projekt Hand-Werk.
Wenn Tobias Kohel in der Berufsschule 1 in Wels ist, könnte er dem Unterricht ohne Hilfe nämlich nicht folgen. Deshalb sitzen die Gebärdensprach-Dolmetscherinnen Monika Hartl und Katharina Kucher von der Caritas neben ihm. Sie sorgen dafür, dass Tobias im Unterricht mitkommt. „Dadurch, dass die Inhalte im Unterricht in Gebärdensprache gedolmetscht werden, verstehe und begreife ich den Stoff besser“, erzählt der 18-Jährige. „Durch die Begleitung von Hand-Werk habe ich viel bessere Chancen, dass ich gute Noten im Zeugnis bekomme. Ohne die Assistenz würden für mich viele Inhalte verloren gehen.“
Für Gebärdendolmetscherin Monika Hartl ist es eine Freude, die großen Fortschritte von Tobias Kohel mitzuerleben: „Eine große Unterstützung war auch die Lehrerin Johanna Schweiger, die sich viel Zeit nahm, den Stoff visuell zu vermitteln. Dazu kommt Tobias Stärke, dass er sich sehr gut konzentrieren kann.“ Der 18-Jährige hat bereits den Stapler- und den Führerschein in der Tasche. Als nächste Herausforderung steht die Lehrabschlussprüfung im Juni an.
Nach der Lehrabschlussprüfung möchte der Welser gerne noch Weiterbildungen machen. „Mein Chef meint, dass ich doch nach Kramsach gehen soll, um die Meisterprüfung zu machen“, freut sich der 18-Jährige, dass ihm Gerald Straßmair so viel zutraut.
300 Jugendliche bei Ausbildung unterstützt
Im Projekt Hand-Werk unterstützen neun Caritas-MitarbeiterInnen Jugendliche ab 13 Jahren bei der Berufswahl, beim Eintritt in die Arbeitswelt und während der Berufsschulzeit. Die Unterstützung ist individuell an die Person angepasst und kostenlos. Die Finanzierung erfolgt über das Sozialministeriumservice. So können die Jugendlichen ihre Berufsausbildung weitgehend selbständig absolvieren. Die Assistenz ermöglicht eine Teilhabe am Unterricht – sei es durch technische Hilfsmittel, Unterstützung durch Mitschrift in einfacher Sprache am Laptop oder Dolmetschdienste. Auch gehört die Sensibilisierung über Höreinschränkungen im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule dazu. In den vergangenen zwanzig Jahren begleitete die Caritas insgesamt rund 300 Jugendliche bei einer Berufsausbildung am ersten Arbeitsmarkt.
„Die jungen Menschen kommen meist als Pflichtschüler mit vielen Fragen und Unsicherheiten zu uns“, sagt Projektleiter Martin Nowak von der Caritas „Es freut mich besonders zu sehen, wie sie den herausfordernden Umstieg ins Berufsleben bewältigen und sich in ihrer Ausbildungszeit zu fachlich- und sozial kompetenten selbstbestimmten Menschen entwickeln."
Die Förderung des Projektes Hand-Werk erfolgt durch das Sozialministeriumservice Landesstelle OÖ.
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Tobias Kohel wurde auch von PULS 4 bei seiner Arbeit begleitet. Den Beitrag können Sie hier nachsehen: Bericht