Anfang September lud die Caritas OÖ Sozialminister Rauch zu einer Dialogrunde zum Thema „Frauenarmut“ im Carla Shop Linz ein. Interessierte, die einen Bezug zur Caritas haben, konnten dem Sozialminister Fragen zum Thema stellen. Auch Cornelia Pfeiffer und Karin Höller vom Inklusiven Redaktionsteam nahmen an der Diskussionsrunde teil.
Menschen aus dem Publikum berichteten von den eigenen Erfahrungen und erzählten von den Schwierigkeiten betroffener Menschen aus ihrem Arbeitsumfeld. Wir hörten viele Beispiele über von Armut betroffenen Menschen, die aufgrund strenger und ungerechter Gesetze kein gutes Leben führen können. Der Minister hörte sich alles geduldig an und hatte viele Antworten. Unter anderem wurde der Aspekt „Frauenarmut“ unter Sozialhilfeempfängerinnen, pflegenden Angehörigen oder in der Prostitution angesprochen. Für die Redaktionsmitglieder war es nicht einfach, den schnellen und umfangreichen Ausführungen zu folgen. Es wurde zu viel und zu schnell geredet, waren sich die Mitglieder der Inklusiven Redaktion einig. Sie konnten der Diskussion kaum folgen. Wie bei den meisten Veranstaltungen wurde auf die Bedürfnisse von Menschen mit Lern- und/oder Verständnisschwierigkeiten kaum Rücksicht genommen. Es wurde auch nicht danach gefragt. Das haben wir als diskriminierend erlebt.
Die beiden Redakteurinnen Conny Pfeiffer und Karin Höller könnten auch von Armut betroffen sein. Sie leben in Wohnungen der Caritas und haben Erwachsenenvertreter*innen, die sich um ihre Geldangelegenheiten kümmern. „Ich bin froh, dass ich bei der Caritas lebe. Mit meiner kleinen Pension – weniger als 1000 Euro – könnte ich mir keine eigene Wohnung leisten“, sagte Cornelia Pfeiffer. Ihre Miete für ihre Wohnung in der Caritas Wohngruppe wird direkt von ihrer Waisenpension bezahlt.
Karin Höller arbeitet für ein Taschengeld in einer Werkstätte der Caritas. Sie fragte den Minister auch direkt, ob statt des Taschengelds schon eine Alternative angedacht sei.* Und wann denn endlich auch Menschen, die einer Arbeit in einer Werkstatt nachgehen, einen gerechten Lohn erhielten und damit auch eine Pensionsversicherung hätten. Der Sozialminister berichtete von einer Studie, die er dazu in Auftrag gegeben hat, und dass die Angelegenheit gerade überprüft werde. Für unsere Redakteurinnen war das keine sehr befriedigende Antwort. „Ich weiß jetzt genauso wenig wie vorher“, war Karin enttäuscht.
Auf die Frage von Redakteurin Cornelia Pfeiffer, wo Informationen zum Thema „Pension“ barrierefrei zugänglich seien, versprach Herr Rauch, dies bei seinem nächsten Treffen mit den verantwortlichen Personen zu überprüfen. Dass es hier nichts gibt, hat ihn scheinbar gewundert. Wir haben uns die Internet-Seite der Pensionsversicherungsanstalt noch einmal genau angesehen. Da gibt es zwar eine Erklärung zur Barrierefreiheit und dass hier weitere Schritte gesetzt würden. Einfach zu verstehen sind die Inhalte auf der Webseite www.pva.at aber nicht. Es werden teilweise schwer zu verstehende Wörter gebraucht werden. Selbst die Information zur Barrierefreiheit ist in Schwerer Sprache* geschrieben. Zudem fehlt ein Button zur Meldung von Barrieren auf der Website.
*Erklärung Taschengeld statt Lohn:
Menschen mit Behinderung, die in einer Behindertenwerkstatt arbeiten, bekommen keinen Lohn. Sie haben keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, Kranken- und Pensionsversicherung. Sie sind dauerhaft auf Sozialleistungen und die finanzielle Unterstützung ihrer Familie angewiesen.
*Erklärung Schwere Sprache: In Texten in Leichter Sprache wird die Alltagssprache oft als „schwere Sprache“ bezeichnet, weil sie deutlich komplizierter aufgebaut ist.