Ready for Inclusion – Das exklusive Event für inklusive Köpfe
Essl Foundation, NEBA Betriebsservice, Business Upper Austria und die Caritas OÖ luden am 8. November 2023 zum 50. Zero Project Unternehmensdialog ein.
Ziel des Dialogs ist es, Entscheider*innen sowie Personalverantwortliche zu inspirieren, Menschen mit Beeinträchtigungen zu beschäftigen und an Hand innovativer Praxisbeispiele vor den Vorhang zu holen. Die exklusive Veranstaltung fand dieses Mal in den architektonisch beeindruckenden Hallen des „House of Brands“ des Motorrad-Herstellers KTM in Munderfing statt. Rund 100 Interessierte versammelten sich, um dem wichtigen Thema Inklusion eine Bühne zu geben.
Martin Essl stellte gleich zu Beginn fest: „In Österreich leben rund 1,2 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen. Das sind viele und schon lange keine Minderheit mehr. Es gilt, diese Menschen in Bereichen wie Arbeit und Freizeit zu inkludieren. Es ist wichtig, den Menschen mit Beeinträchtigungen sowie den Unternehmen Mut zu machen, um vorhandene Chancen zu nützen. So kann aus einem großen Potenzial an unerkannten Talenten geschöpft werden.“ Unterstützung dafür liefert unter anderem der Einsatz von technischen Hilfsmittel aber auch bereits etablierte Anlaufstellen für Unternehmen.
Im Zuge der Veranstaltung wurden auch Best Practice-Beispiele vor den Vorhang geholt. Unter anderem Liam Weingartner, ein Hoffnungsträger aus der Generation Alpha, der bei seiner Geburt einen Sauerstoffmangel im Gehirn erlitt. Er benötigt bei vielen Dingen Hilfe und kann seine Muskeln nicht alleine steuern. Mittels Sprachcomputer teilte er den Unternehmer*innen aus der Wirtschaft mit, dass es sein großer Wunsch sei, einmal einen coolen Job im technischen Bereich auszuüben. Zudem lenkte der 13-Jährige mittels Augensteuerung ein ferngesteuertes Fahrzeug und veranschaulichte dadurch, wie bereichernd sich technische Neuerungen auf das Leben von Menschen mit Beeinträchtigungen auswirken können.
Jürgen Hoheneder von Metallbau Wastler erklärte, dass man in dem Metallbauunternehmen auf individuelle Lösungen und bestmögliche Unterstützung im Betrieb setzt, um einen bedarfsgerechten Arbeitsplatz bereitzustellen. „Machen Sie aus Menschen mit besonderen Bedürfnissen besondere Menschen mit Bedürfnissen.“
Stefan Pimmingstorfer, Vorstand der Caritas OÖ, betont: „Es gibt große Kraft, Energie und Freude, wenn man merkt, man ist nicht alleine. Alle Teilnehmenden haben ein Ziel: Menschen mit Beeinträchtigung eine Chance zu geben. Als Caritas bieten wir Hilfe zur Selbsthilfe. Es ist wichtig, auf Vertrauen und Mut zu setzen und Menschen mit Beeinträchtigung eine echte und ehrliche Chance zu geben. Das ist der Grundstein für hochmotivierte Mitarbeiter*innen.“
Pit Beirer ist Top-Manager bei KTM. In Bulgarien erlitt er einen Motorradunfall als Werksfahrer von KTM. Seitdem sitzt er im Rollstuhl. „Mein Arbeitgeber KTM hat mich seit meinem Unfall vorbildlich unterstützt und bestehende Barrieren aus den Weg geräumt. Menschen mit Beeinträchtigung kommen mit sehr viel Motivation ins Unternehmen und sind wertvolle Mitarbeiter*innen. Um eine gemeinsame Vision zu verfolgen, benötigt es genau diese Motivation sowie einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn.“
HR Direktor Daniel Lehner von KTM unterstrich: „Diverse Teams sind wesentlich leistungsfähiger als „normale Teams“. Der Perspektivenwechsel ist besonders wertvoll. Die Ausbildung von Menschen mit Beeinträchtigung ist zwar mit mehr Aufwand verbunden, aber es gibt tolle Unterstützung von Organisationen wir z.B. der Caritas oder vom Betriebsservice.“
David Hofer von LIFEtool ist Sohn von gehörlosen Eltern. Er sagte: „Die Motivation und Qualifikation bei Menschen mit Beeinträchtigung ist besonders hoch. Behinderungen sind Schrittmacher für Innovation.“
Christian Altmann von Business Upper Austria stellte fest: „Wir können uns es nicht leisten, Potenziale nicht wahrzunehmen. Was zählt, sind drei Buchstaben: TUN. Es ist wichtig, den ersten Schritt zu machen und anzufangen.“
Zusammenfassend reflektierte Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer: „Im Wesentlichen geht es um zwei Dinge: Mut zu machen und Sicherheit zu geben.“ Mut, der von beiden Seiten aufgebracht werden müsse: Einerseits von den Unternehmen, um Neues auszuprobieren – aber auch von Menschen mit Beeinträchtigung, um den gewohnten Bereich zu verlassen. In die Zukunft blickend stellte er fest, dass es für die Chancengleichheit unumgänglich sei, auch den Weg von der trägerinternen Werkstatt in die integrative Beschäftigung und in den ersten Arbeitsmarkt zu gehen. Zugleich sollte aber die Sicherheit auf beiden Seiten gegeben sein, dass auch der vorübergehende Weg retour in die Werkstatt eine Option sein könne. Ein landesweiter Prozess dazu sei bereits gestartet und sollte im nächsten Jahr abgeschlossen werden.
Alle Bilder der Veranstaltung können Sie auf Flickr nachsehen.